-Ss-
Sürften und Bitter gerecht und billig, und diese taten übel, sie ihnen Nicht zu bewilligen, wie Luther geraten hatte. Da die Bauern sahen, daß sie in Güte nichts ausrichteten, gebrauchten sie Gewalt: sengend Und brennend durchzogen sie die Lande, plünderten Klöster, zerstörten Burgen und verübten die ärgsten Greuel. Bald rückten kampfgeübte Heere gegen die Bauernscharen, und diese wurden überall geschlagen. Die Rache der Sieger war noch schlimmer als die Greuel der (Empörer: Mehr als hunderttausend Bauern wurden binnen wenigen Monaten erschlagen oder hingerichtet. Das Los des Bauernstandes aber ward schlimmer als zuvor.
36. Luther und Melanchthon.
1. Philkpp Melanchlhon. (Es war für das Reformationswerk von großem Segen, daß Luther bald nach seinem ersten hervortreten einen gelehrten Freund gefunden hatte, der ihm in seiner Arbeit treulich zur Seite stand. Das tvar Philipp Itt ei an cht hon. Geboren zu Breiten (im heutigen Großherzogtum Baden), 14 Jahre jünger als Luther, zeichnete er sich schon in früher Jugend durch außerordentliche Gelehrsamkeit aus. Rls 21 jähriger Jüngling wurde er Professor in Wittenberg. Tausende von Studenten sammelten sich um ihn, und sein Ruhm war bald so hoch gestiegen, daß man ihn schlechtweg den Lehrer Deutschlands nannte. Ittelanchthon schloß sich von herzen Luther und seinem großen Werke an. Sein tiefes Wissen und leine trefflichen Schriften förderten die neue Lehre, und wenn Luther allzufeurig dreinfahren wollte, so mäßigte ihn der besonnene Rat des sanften Ittelanchthon. Luther selber sagte: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit Rotten Teufeln muß Kriegen und zu Felde liegen; darum Meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sind. Ich muß die Klötze Und Stämme ausrotten, Dornen und Hecken weghauen, Bahn brechen Und zurichten; aber Magister Philipp fährt säuberlich und stille daher, bauet und pflanzet, säet und begießet mit Lust, nachdem ihm Gott hat Begeben seine Gaben reichlich."
2. Einführung der Reformation. Beide Männer waren Uun eifrig tätig, die Reformation ins Leben einzuführen. Die Mißbrauche in der Kirche wurden beseitigt, die lateinische Messe abgeschafft; die Mönche durften die Klöster verlassen, die Geistlichen sich verheiraten, ftuch Luther legte die Mönchkleider ab und vermählte sich mit Katharina von Bora, einer früheren Honne. Für den neuen evangelischen Gottesdienst besorgte Luther ein Gesangbuch mit schönen Liedern; für
i
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Philkpp_Melanchlhon Luther Philipp Philipp Philipp Katharina_von_Bora
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hatten sie ihn doch gern wegen seiner Gutmütigkeit und ehrten
ihn wegen seiner aufrichtigen, herzlichen Frömmigkeit. Endlich
lag der alte fromme Bruder müde und matt auf dem Sterbe-
bette. Die Glieder konnte er nicht mehr rühren, nur die bleichen
Lippen flüsterten ganz leise seine Lieblingsworte: „Ave Maria!"
Der Mönch wurde auf dem Klosterfriedhofe begraben. Als
am andern Morgen die frommen Klosterbrüder das frische Grab
besuchten, da schauten sie ein großes Wunder. Aus dem dunklen
Grabhügel war eine wundervolle, schneeweiße Lilie hervorge-
sprossen. Die duftete gar süß und lieblich, und auf jedem Blüten-
blatt stand in goldenen Buchstaben deutlich zu lesen: „Ave
Maria!" Da glaubten die Mönche ganz fest, daß Gott den
Ritter, der da unten ruhte, in Gnaden angenommen, nicht weil
er sehr gelehrt war oder etwas besonders Großes im göttlichen
Dienste vollbracht hatte, sondern weil er voll guten Willens war,
Gott in Einfalt zu dienen. Der Prior aber sprach zu den
Brüdern: „Seht da, was wahre Frömmigkeit vor dem Herrn
gilt!"
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Extrahierte Personennamen: Maria! Maria Maria! Maria
Dritte Reise:
Von der Wasserscheide zwischen Weser und Elbe bis
an die Mündung der Ilmenau in die Elbe.
Erster Tag:
Vom Lühwalde bis Uelzen.
In dreifacher Weise preisen wir den Reichtum des Lüßwaldes:
Reich ist er an schlanken Tannen und Fuhren nebst Eichen, Buchen
und Birken, reich an wohlschmeckenden Heidel- und Kronsbeeren, welche
in großen Mengen nach Hamburg verschickt werden, und reich an
Hirschen, Rehen und wilden Schweinen.
Die nördlichste Ecke des Lüßwaldes heißt bei dem Dorfe Hösse-
ringen Schoten oder Schott. Hier wurden vom Jahre 1550 bis
1630 die Lüneburger Landtage abgehalten, wie die kalenbergschen
im Kreyenholze bei Elze, oder auf dem „Kleinen Hörne" bei Pattensen,
die des Landes Göttingen unter der Kirchhofslinde des Klosters
Marienstein, die osnabrückfchen bei dem Kloster Oesede, und die von
Ostfriesland unter dem „Upstalsboom" in der Nähe von Anrich.
Nicht von Menschenhänden waren also die damaligen Stände-
Häuser erbaut, sondern die uralten Bäume selber wölbten hoch empor-
strebende Hallen über den Häuptern der versammelten Männer. Hoch
zu Roß, in vollem Waffenschmucke erschienen die Abgeordneten, und
noch heute ist der Versammlungsort hier im Schoten durch einen
kleinen Kreis von Birken bezeichnet.
Auf deu Lüneburger Landtagen war die Ritterschaft durch sieben,
die Städte durch fünf und die Geistlichkeit durch drei Abgeordnete
vertreten. Vor diesen Männern wurde z. B. im Jahre 1555 von
den Vormündern der Kinder des 9 Jahre vorher verstorbenen Lüne-
burger Herzogs Ernst des Bekenners Rechenschaft über die Vormund-
schaftsführung abgelegt, und im Jahre 1581 wurde im Schoten von
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 193 —
Winter durch hat man Soldaten im Quartier gehabt, im Sommer gab es viel Durchzüge, daß wenn mancher einen Laib Brot in Vorrat gehabt, er doch denselben nie mit Ruhe essen mögen, sondern sorgen müssen, er werde ihm genommen. Und weil es so unsicher gewesen, hat niemand Lust gehabt zu arbeiten; denn hat sich einer ins Feld begeben, ist er von den nächsten Soldaten aufgefangen worden, hat mit ihnen laufen und den Weg zeigen, auch etwa noch Schläge haben müssen. Durch dieses Unwesen sind die Weingärten und Äcker fast alle wüst gelegen, woraus denn Hungersnot und Seuchen unausbleiblich haben erfolgen müssen."
Eine Chronik von Stendal berichtet:
„Anno 1636 bis 1638. Nachdem durch den fortwährenden Krieg alles aufgezehrt und vollends auf dem Lande und Felde zertreten oder auch die Saat in Zeiten verhindert worden war, galt endlich der märkische Scheffel Roggen zu Stendal und anderen Orten bis 2y2 Reichsthaler. Viele Leute aßen die wilden Feldrüben und andere Wurzeln aus der Erde, machten Eckern, Kohlstauden und Kleien zusammen und aßen das für Brot. O, wie waren da der Armen so viel! Etliche vom Lande hereingeflüchtete Leute, Junker, Prediger und Bauern, nachdem sie ihre Kleiber und übrigen Kleinobe für Brot hingegeben, starben verschmachtet und verhungert ober an der Pest dahin. Auch Soldaten, die im Quartier lagen, starben vor Hunger, und etliche aßen das Aas von Pferden und bergt. Hierüber liefen noch vollenbs aus bent Laube hinweg, welche von der Pest übriggeblieben waren. Und kam es so weit, daß auf zwei, brei, vier Meilen kaum ein Landprediger zu bekommen war, bis acht ober zwölf Dörfer wieber'einen nahmen. O, wie manches Kind ist zu der Zeit in den Wälbern von fremden Prebigern getauft worben, etliche wohl auch ohne Taufe gestorben. Etliche Dörfer und Kirchen würden so gar in diesem Kriege verwüstet, daß fast nicht zu sehen, ob in hnnbert Jahren Leute baselbst gewöhnet. Also liefen die Leute von einanber, und blieb kaum der zehnte Teil Menschen übrig, nachdem sie sich hernach wieber einfanben."
Der Superiutenbent Backmeister zu Güstrow entwirft von den Leiben seiner Heimat folgeubes Bilb:
„Wie viel heiße Klagen vernimmt man nicht über tyrannische Bebrücknng, über unaufhörlichen Raub, über maßlose Erpressungen, über den Morb von Eblen und Uneblen, über Niederbrennen von Höfen und Dörfern, über Wegtreibung des Viehes, über Afjfchneibeu von Nasen und Ohren und aubere schäubliche Verbrechen! Man schaubert zu berichten von dem, was an Kirchen und Geistlichen, ja selbst an den Gebeinen der Entschlafenen ist verübt worben. Denn in biesem Kriege, wo das Solbatengesinbel jebe Furcht Gottes von sich abgeworfen hat, richtet sich der räuberische Angriff in der Regel zuerst auf die Kirchen. Gewaltsam werben bieselben erbrochen, trotz des Flehens der Prebiger ausgeplünbert und in Pferbeställe ver-wanbelt; die Kanzeln werben umgestürzt, die Kirchenstühle zerschlagen, die Fnß-böben, um nach verborgenen Schätzen zu suchen, aufgebrochen, die kirchlichen Ge-wänber und heiligen Gefäße geraubt, die heiligen Bücher auf dem Altare zerrissen und besubelt. Der Gottesbienst wirb aus viele Wochen gehinbert, ober die Ver-
Richter, Quellenbuch. 1z
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— 158 —
Ii. Wie zeigt sich ihr Wasserreichtum?
a. Von der Karte wird abgelesen: Die Landschaft ist reich an Flüssen.
Besonders sind zwei Flüsse bemerkenswert: der Main und der Neckar.
Der Main entspringt auf dem Fichtelgebirge und fließt in vielfach ge-
wnndenem Lauf nach Westen zum Rhein. Er bildet drei nach Norden
offene und vier nach Süden offene Flußbogen. (Anzeichnen!) Ihm
strömen eine Menge Nebenflüsse zu, dereu Namen wir uns nicht merken
wollen. — Der Neckar hat seine Quelle auf dem Schwarzwalde. Er
bildet auf seinem Laufe einen nach Westen zu offenen Bogen und ergießt
sich zuletzt in den Rhein.
b. Vom Lehrer wird hinzugefügt: Und auch heilsames Wasser
sprudelt hier aus der Erde. Bei Kissingen z. B. (Zeigen!) am Ab-
hange des Rhöngebirges quillt Mineralwasser aus dem Boden. Nach
Kissingen kommen daher jährlich viele Kranke, um Heilung oder Stärknng
zu finden. Auch Fürst Bismarck, des deutschen Reiches erster Kanzler,
und unsere Kaiserin mit ihren Prinzen haben den Badeort Kissingen
schon aufgesucht.
Zur sachlichen Besprechung:
a. Woher kommt es wohl, daß der Main so viele Bogen macht?
(Gebirge oder Anhöhen versperren ihm den Weg und zwingen
ihn, von seinem Laufe abzuweichen — Einfluß des Spessarts z. B.)
b. Warum heißt das Wasser, welches bei Kissingen aus der Erde
quillt, Mineralwasser?
c. Schildere das Leben in einem Badeorte!
Iii. Wie tritt die Fruchtbarkeit dieser Landschaft zu
Tage?
Die Vermutungen der Schüler werden bestätigt und dann so zu-
fammengefaßt: Die von uns betrachtete Landschaft ist ein Ackerbau-,
Wein-, Obst- und Gemüseland. Hier wogen goldene Ähren auf frucht-
barem Ackerboden. Hier gedeiht vorzüglicher Wein, besonders an den
Ufern des Mains und des Neckars. Hier wächst allerlei zartes Gemüse
in wohlgepflegten, sich weitausbreitenden Gärten. Hier breiten Obstbäume
ihre Zweige aus, die im Frühlinge in herrlichem Blütenschmucke prangen
und im Sommer oder Herbst mit köstlichen Früchten beladen sind. Hier
gedeiht auch in sonnigen Gärten der Hopfen, dessen eiförmige, grüne
Blüten zur Bereitung des Bieres dienen und ihm größere Haltbarkeit
und würzigen Geschmack verleihen. Man zieht den Hopfen ähnlich wie
den Weinstock an hohen Stangen und Pfählen.
) Schon aus dem Nameu vieler Ortschaften kann man einen Schluß auf die
Verhältnisse im Rhöngebirge machen. Es seien hier nur die erwähnt, die Kutzen auf-
führt: Schmalenau, Dürrfeld, Sparbrot, Wüstensachsen, Kaltennordheim, Rabenstein,
Teufelsberg. — Ein Sprichwort heißt: „Ein Klingenberger Spatz kann nicht über den
Main fliegen." (Aus Schwäche! — Hinweis auf die Armut der Spessartbewohner.)
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224 § 118- Die heiligen Orte, Altäre und Tempelgeräte.
Oberhaupt. So lange die Volksversammlungen blüten, in denen ja immer Opfer (sacra popularia) dargebracht wurden, zählten die Kurionen zu den höchsten Priestern.
Anmerkung. Dienstpersonal. Die Priesterkollegien hatten ein zahlreiches Personal von Gehülfen und Dienern zur Seite. Dahin gehören die aeditui, Tempeldiener; victimarii, Opferschlächter, auch popae und cultrarii genannt; pullarii (Liv. 8, 30), Wärter der heiligen Hühner für die Haruspices und Augurn; lictores, besonders für den flamen Dialis und die Yestalinnen; fictoresf Bäcker der Opferkuchen ] fidicines, tibicines und tubicines. Dann eine Anzahl praecones, scribae, viatores u. s. f. Alle diese Dienerschaften bildeten Zünfte (collegia) mit einem magister oder curator als Obmann. Dazu kam eine Anzahl von servi publici und endlich Opferknaben und -Mädchen, camilli und camillae, Kinder von vornehmen patricischen Geschlechtern; sie mufsten ehelich sein und noch beide Eltern haben (patrimi et matrimi, Liv. 37, 2). Sie thaten Dienste bei Opfern, Opfermahlzeiten und Spielen und übten sich vom zarten Alter an für gewisse Priestertümer ein.
B. Die heiligen Orte, Altäre und Tempelgeräte.
§ 118.
1. Haine und Bäume. Die Römer sollen 170 Jahre weder Tempel noch Götterbilder gehabt haben. Gerne suchten sie in der älteren Zeit das eigentümliche Dunkel der Wälder, die freien Plätze auf Bergen, an Quellen und Flüssen und die Haine auf, um hier Opfer und Gebete der Gottheit darzubringen. Zu diesem Zwecke schieden sie einen heiligen Raum (area) oder Hain (lucus i, Lichtung), oder einen Weideplatz (nemus) aus, d. h. konsekrierten ihn (consecrare, von sacer, vgl. althochdeutsch unh) zur „Weihestätte“; wie ja templum selbst ursprünglich kein Gebäude, sondern einen eingeweihten und eingefriedeten offenen Raum bezeichnet. Die Götter liebten nach alter Anschauung sehr die einsamen Waldplätze und Lichtungen. — Damit steht der Baumkult im engsten Zusammenhang und nahmen die arhores sacrae eine besondere Stelle im Gottesdienste ein.
Die Eiche war dem Juppiter, der Lorbeer dem Apollo, der Ölbaum der Minerva, die Myrte der Yenus, der Ficus der Ceres, die Fichte der Cybele, die Pappel dem Herkules heilig. Daher der Gebrauch bei Festspielen, Supplikationen, Lustrationen etc., Zweige von heiligen Bäumen zu verwenden, Kränze daraus zu flechten u. s. f. Eine Hauptrolle spielte der Lorbeer (Siegeskränze beim Triumph, Umbinden der Fascen und Briefe mit Lorbeer: fasces laureati, literae laureatae). Die heiligen Bäume wurden wie Tempel und Altäre jeder profanen Berührung entzogen, mit einem septum umgeben oder selbst ein dachloser Bau (sacellum) um den Baum errichtet, ein Brunnenring
1 Lucus, von lucere, griechisch Xiuaaiu, althochdeutsch loh, Lichtung.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
112 Wissenschaft und Schnle im karolingischen Zeitalter.
Petersilie, Dill, Fenchel, Münze, Rainfarn, Fieberwurz, Malven, Möhren, Kohl, Zwiebeln, Schnittlauch, Knoblauch, Rettiche, Kardendisteln, Saubohnen, maurische Erbsen, Koriander, Kerbel u. v. ct. Auf seinem Hanse soll der Gärtner Hauswurz zieheu. Von Bäumen werden empfohlen Äpfel-, Pflaumen- und Birnenbäume verschiedener Art, Mispeln, Pfirsichen, Quitten, Mandelbäume, Nuß-, Kirschen-, auch Feigenbäume, ebenso Haselnüsse. In den Berichten einzelner Kammergüter finden sich allerdings Pfirsichen, Nüsse, Quitten, Maudelu u. dgl. aufgeführt. Diese Güter müssen cifrb wohl im südlichen Franken oder in der Lombardei gelegen haben. Birnen, Pflaumen, Kirschen, Äpfel fiudeu wir dagegen anf allen Kammergütern und von den Äpfeln verschiedene Arten, die wie noch heute nach dem ersten Anbaner oder nach der Gegend, in der sie zuerst erbaut worden waren, benannt wurden. So bezeichnet Karl selbst die Gormaringer, Geroldinger, Krewe-dellen, süße und herbe Speierlinge als Daueräpfel.
Neben Küchengewächsen und Zierpflanzen finden wir mancherlei Heil-kränter. Da es damals noch keine Apotheken gab, so mußten die Verwalter der Güter solche Heilkräuter zieheu, auch die wildwachsenden sammeln lassen und getrocknet an den Hof abliefern.
Der Honig mußte damals fast überall den Zucker ersetzen, und wurde daher neben der wilden Zeidelweide die Bienenzucht noch in größerem Maßstabe als bisher betrieben.
y. Wissenschaft und Schule im karolingischen Zeitalter.
(Nach: Leipziger Blätter für Pädagogik. Bd. I. S. 130 — 149.)
^Ztur so weit der Einfluß der Benediktiner reichte, ward im früheren Mittelalter eine Art von Unterricht gehandhabt. Die Klöster dieses Ordens waren die einzigen Freistätten der Wissenschaft und die Schulen der Jugend. In den Nonnenklöstern des heiligen Benedikt wurde auch, weuu schon nicht so regelmäßig wie in den Mönchsklöstern, Unterricht für Mädchen erteilt. Das Kloster zu Bifchofsheim, das erste Frauenkloster in Frauken, war eine der berühmtesten dieser Erziehungsanstalten. Auch Knaben empfingen darin in den Elementen der Wissenschaft Unterweisung. Es erfüllten somit die Nonnenklöster auch die Pflichten der Elementarschulen und schlossen sich unmittelbar an die Erziehung des Hauses an, welche vorzugsweise der Mutter anheimfiel, während die Schulen der Mönche in der Regel den schon heranreifenden Knaben für eine höhere Bildung vorbereiteten, obgleich es anch nicht selten vorkam, daß selbst kleine Kinder den Mönchsklöstern anvertraut wurden. Alle diese Bestrebungen hatten aber nur den Zweck, für den geistlichen Stand vorzubereiten. Soweit außerdem von Erziehung und Unterweisung der Jugend unter den Deutschen die Rede sein konnte, war
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m 20 eva
Mönchen gab es viele, die im Schreiben sehr geschickt waren. Ja, sogar Künstler fanden sich unter ihnen, die die Anfangsbuchstaben der Bücher oder einzelner Abschnitte besonders groß schrieben, sie mit bunten Farben ausmalten und wohl gar mit goldenen Rändern und Verschlingungen verzierten. Auch Bilder aus dem Leben des Herrn Jesus oder heiliger Männer verstanden manche Mönche auf Pergament zu malen. Andere waren geschickte Baumeister, die hochgewölbte Kirchen und stattliche Türme bauten, noch andere kunstreiche Bildhauer, die die Kirchen mit Heiligenbildern aus Holz, Stein oder Erz verzierten.
8. Nicht nur in Gelehrsamkeit und in frommer Zucht und Sitte waren die Mönche dem Volke, das in der Nähe des Klosters wohnte, ein Vorbild; auch manches andere konnte man von ihnen lernen.
Besonders waren sie geschickte Ackerbauer und Gärtner, die manchen Wald rodeten und urbar machten, die manches Stück unfruchtbares Land in fruchtbare Felder und Gärten verwandelten. An den sonnigen Abhängen der Berge in der Nähe ihres Klosters pflanzten die Mönche Weinberge; denn des Weines bedurften sie schon bei der Feier des heiligen Abendmahles. In ihren Gärten führten sie aus fernen südlichen Gegenden mancherlei Bäume ein, die edleres Obst trugen als die sauren Holzbirnen und Holzäpfel, die man bis dahin in Deutschland nur kannte. Auch feinere Gemüse, wie verschiedene Kohl- und Salatarten lernten die Deutschen in den Klostergärten kennen. Ebenso sind die Rosen und Lilien, mit denen wir jetzt unsere Gärten schmücken, nicht von Anfang an in Deutschland gewachsen, sondern erst durch Mönche bekannt geworden, die sie aus südlichen Gegenden mitgebracht und in Klostergärten gepflanzt haben.
9. Neben den Mönchsklöstern gab es auch Nonnenklöster. ^ 2n ihnen wohnten zunächst Nonnen, die sich für das ganze Leben verpflichtet hatten, im Kloster Gott zu dienen, und die daher die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des unbedingten Gehorsams gegen die Äbtissin, die Vorsteherin des Klosters, auf sich genommen hatten. In Nonnenklöstern wurden aber auch oft die Töchter vornehmer Herren erzogen. Sie wurden
da im Lesen und Schreiben, im Singen geistlicher Lieder und im Nähen
und Sticken unterwiesen. Besonders im Sticken waren die Nonnen oft sehr geschickt; und wie kunstreiche Mönche die Kirchen mit allerlei gemalten oder gemeißelten Bildwerken zierten, so schmückten fleißige und fromme Nonnen Altar und Kanzel mit schön gestickten Decken.
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mit der breiten Rohrfeder; aber unter den Mönchen gab es Diele, die im Schreiben sehr geschickt waren. Ja, sogar Künstler gab es unter ihnen, welche die Anfangsbuchstaben der Bücher oder einzelner Abschnitte besonders groß schrieben, sie mit bunten Farben ausmalten und wohl gar mit goldenen Rändern und Verschlingungen verzierten. Auch Bilder aus dem Leben des Herrn Jefus oder heiliger Männer verstanden manche Mönche ans Pergament zu malen, andere waren geschickte Baumeister, welche hochgewölbte Kirchen und stattliche Türme bauten, andere kunstreiche Bildhauer, welche die Kirchen mit Heiligenbildern aus Stein oder Erz verzierten.
8. Nicht nur in Gelehrsamkeit und in frommer Zucht und Sitte waren die Mönche dem Volke, das in der Nähe des Klosters wohnte, ein Vorbild; auch manches andere konnte man von ihnen lernen. Besonders waren sie geschickte Ackerbauer und Gärtner, die manchen Wald rodeten und urbar machten, die manches Stück unfruchtbares Land in fruchtbare Felder und Gärten verwandelten. An den sonnigen Abhängen der Berge in der Nähe ihres Klosters pflanzten die Mönche Weinberge, denn des Weines bedurften sie schon bei der Feier des heiligen Abendmahles. In ihren Gärten führten sie ans fernen südlichen Gegenden mancherlei Bäume ein, die edleres Obst trugen, als die sauern Holzbirnen und Holzäpfel, die man bis dahin in Deutschland nur kannte. Auch feinere Gemüse, wie verschiedene Kohl- und Salat-arten lernten die Deutschen in den Klostergärten kennen, und die Rosen und Lilien, mit denen wir jetzt unsere Gürten schmücken, sind nicht von Anfang an in Deutschland gewachsen, sondern erst durch Mönche bekannt geworden, die sie ans südlichen Gegenden mitgebracht und in Klostergärten gepflanzt haben.
9. Neben den Mönchsklöstern gab es auch Nonueuklöfter. In ihnen wohnten zunächst Nonnen, die sich für das ganze Leben verpflichtet hatten, im Kloster Gott zu dienen, und die daher die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des unbedingten Gehorsams gegen die Äbtissin, die Vorsteherin des Klosters, auf sich genommen hatten. In Nonnenklöstern wurden aber oft auch die Töchter vornehmer Herren erzogen. Sie wurden da im Lesen und Schreiben, im Singen geistlicher Lieder und im Nähen und Sticken unterwiesen. Besonders im Sticken waren die Nonnen oft sehr geschickt, und wie kunstreiche Mönche die Kirchen mit allerlei gemalten oder gemeißelten Bildwerken zierten, so schmückten fleißige und fromme Nonnen Altar und Kanzel mit schön gestickten Decken.
3. Karl -er Große.
1. Unter den Völkerstämmen, welche vor tausend Jahren das heutige Deutschland bewohnten, waren die an der unteren Weser und Elbe wohnenden Sachsen am längsten Heiden. Als Anwohner des
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Extrahierte Personennamen: Jefus Karl_-er_Große Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Sachsen
S65
Schulen, der Prediger spricht hochdeutsch, der Landmann platt-
deutsch; beide verstehen einander nicht. Niemand bemüht sich,
die Seelen der Jugend zu veredeln. Die Lehrer sind gewöhn-
lich, wie Christus sie nennt, blinde Leiter. So leidet denn
hiedurch des Vaterlandes Flor, indem ihn die verheerende und
zerstörende Dummheit anficht, mehr als in der blutigsten Schlacht.
— Gott! dachte ich, mußte denn das so sein? Kann der
Landmann, diese eigentliche Stärke des Staatskörpers, nicht
auch gehörig gebildet und zu jedem guten Werke geschickt ge-
macht werden? Wie viele tüchtige Menschen hätte ich in diesen
Jahren nicht meinem Vaterlands gerettet, die jetzt ein Raub
ihrer entsetzlichen Dummheit geworden sind! Ja, ich will die
Maus sein! Gott helfe mir! — Und nun schrieb ich gleich den-
selben Morgen die 13 Kapitel, woraus mein „Schulbuch für
die Lehrer der Landleute" bestehen sollte, nieder und zwar auf
die andere Seite des Blattes, worauf der Löwe, das Netz und
die Maus standen, welches Blatt ich zum Andenken bewahre." —
Rochow theilte den Plan nun seinem wackern Prediger Rudolph
und dann, nach dessen Wunsch, dem berühmten Teller zu
Berlin mit, dessen Beifall und guter Rath die Ausführung
förderte. Darauf erschien Rochows erste Schrift „das Schulbuch"
(1772); und nun entfalteten die „Reckan'schen Freischulen"
ihre frische, schöne Blüthe. Der Hauptgrundsatz der Lehrer
(Anfangs des Predigers Rudolph und des Schullehrers Bruns)
war, nach Ap. Gesch. 8, v. 30r „Nur das Verstehen des
Gelernten macht die Lehre nützlich. Lehre nichts, als was du
selbst verstehst und nun auch andern verständlich machen kannst."
— Bald wurden Rochows Schulen als Musterschulen über-
all bekannt. Von allen Seiten wallfahrten diejenigen, welche
im damals sehr mangelhaften Volksschulwesen Verbesserungen
wirken wollten, nach Reckan, um hier die rechte Weise kennen
zu lernen. Hier wurde der gute Same gesammelt und dann
in allen Gegenden Deutschlands und den benachbarten Staaten
ausgestreut. „Ach," rief Rochow aus, „daß doch dieses Trei-
den auf Verbesserung des Unterrichts jenes Feuer wäre, von
welchem der Heiland wünschte, es brennte schon!" — Mit
diesem Hervortreten Rochow's beginnt die bessere Zeit der Land-
und der niedern Bürgerschulen. Das Schulbuch, der Kate-
chismus der gesunden Vernunft, der Kinderfreund,
die Berichtigungen brachen die Bahn.
Als einst ein gelehrter Mann seinen edlen Bestrebungen
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